„Frag einen Straftäter!?“
Mona-Luisa Groß
Im Rahmen unserer "Anti-Gewalt-Kids!" Treffen, ein offener Treffpunkt für Kinder und Jugendliche ab 10 Jahre, mit dem Ziel ein solidarisches, friedliches Miteinander zu fördern, kam zu Beginn des vergangenen Jahres ein Thema auf. Was kann ich tun, als Kind als Jugendliche, wenn ich in meinem eigenen Umfeld bereits in der 6. oder 7. Klasse beobachte, dass Mitschülerinnen und Mitschüler Gewalttaten planen und umsetzen, welche längst den spielerischen Charakter verloren haben? Diebstahl im Supermarkt, ein perfekt gezielter Schlag, ein "krasses" Prügeleivideo zum Teilen auf "WhatsApp", versetzt junge Menschen in einen regelrechten Rausch, Täter ernten Bewunderung und Anerkennung. Ein Gefühl, dass sich so gut anfühlt, dass es süchtig macht. Ein Grundbedürfnis nach Zugehörigkeit, Wertschätzung, welches sie vermutlich sehnlichst vermissen.
Was können wir tun? Wir, sind in diesem Fall die Kinder der "Anti-Gewalt-Kids!" des Projektes BOXENSTOPP der Caritas-Region Cottbus. Eine Hand voll Kinder, die wissen, was da läuft, tut meinen Mitschülerinnen und Mitschülern nicht gut. Sie verurteilen nicht, wollen helfen, aber ihre eigene Situation in der Klassengemeinschaft, im Freundeskreis nicht aufs Spiel setzen.
Gemeinsam entwickelten wir die Idee, Kindern und Jugendlichen die Chance zu bieten, sich mit den Folgen kriminellen Verhaltens auseinanderzusetzen. Dazu sammelten wir mehrere Monate in einem Fragenkoffer Fragen von Kindern und Jugendlichen. Mit Hilfe des Projektes "Haftvermeidung durch soziale Integration" der Caritas-Region Cottbus ist es uns gelungen, die Fragen per Brief aktuell inhaftierten Männern und Frauen zukommen zu lassen. Daraufhin erhielten wir zahlreiche Antworten. Diese Antworten präsentieren wir anonymisiert und aufgearbeitet in der Ausstellung "Frag einen Straftäter!?". Ursprünglich war die Suche nach Antworten nur in Einrichtungen mit männlichen Insassen geplant. Im Verlaufe des Projektes ergab sich die Möglichkeit, auch eine weibliche Insassin zu befragen. Der Titel der Ausstellung wurde im nach hinein nicht verändert.
Die Ausstellung ist als Wanderausstellung angelegt, sodass die Eröffnung im Menschenrechtszentrum Cottbus erst den Anfang darstellt. Wir möchten mit der Ausstellung und der Aktion gern Schulklassen und junge Menschen erreichen, die bereits kriminelle Tendenzen zeigen und ihnen die Chance ermöglichen, sich mit den Folgen auseinanderzusetzen, um gegebenenfalls eine innere Motivation zu erwirken, ihr kriminelles Handeln zu hinterfragen.
Zur Ausstellungseröffnung am 3. Juli 2021 um 14:00 Uhr laden wir herzlich ein.